Studie zum Image des Wanderers: 71% der Deutschen finden Wanderer sympathisch
Seit Beginn der 2000er Jahre gilt Wandern als ‚in‘ und wird als Tätigkeit mit einem positiv besetzten, modernen Image beschrieben. Doch trifft dies auch heute noch zu und was für ein konkretes Bild haben die Deutschen eigentlich von Wanderern? Welche Eigenschaften werden Wanderern zugeschrieben und wie sympathisch sind den Deutschen Begriffe wie Wanderer, Spaziergänger oder Bergsteiger? Diese Fragen hat das Deutsche Institut für Tourismusforschung in einer deutschlandweit repräsentativen Studie an 2.056 Personen untersucht.
Natur, bestimmte Ausrüstungsgegenstände und Aspekte aus dem Bereich Gesundheit sind jene Aspekte, die besonders mit deutschen Wanderern verbunden werden. Konkret sind es Gedanken zu Natur, Bergen und Wald, die die ersten drei Ränge der häufigsten Assoziationen belegen, welche die Deutschen mit Wanderern verbinden. Hinzu kommen Assoziationen zur Ausrüstung wie Wanderschuhe und Wanderstöcke sowie Motive und Persönlichkeitsmerkmale von Wanderern – daneben finden sich mit ‘frische Luft’, ‘etwas für die Gesundheit tun / gut für Körper und Seele’ und ‘körperliche Betätigung’ – Konnotationen zur Gesundheit unter den Top 10-Einzelnennungen.
Doch wie sympathisch ist den Deutschen der Begriff des Wanderers an sich? Dies kommt durchaus auf die Altersklasse der Befragten an. Von 18 abgefragten Begriffen zu Personen, die sich zu Fuß bewegen, wird der Begriff des Wanderers von 71% aller Befragten als sehr sympathisch oder sympathisch und damit am sympathischsten von allen abgefragten Begriffen beurteilt. Es folgen die Begriffe Spaziergänger (68%) und Bergsteiger (53%), am wenigsten sympathisch werden die Begriffe Geo-Cacher, Trekker und Wallfahrer gesehen. Die Altersklasse 18-24 Jahre allerdings findet Bezeichnungen wie Backpacker, Bergsteiger, Geo-Cacher oder Kletterer sympathischer, Personen im Alter von 65-74 Jahren hingegen als weniger sympathisch als der Durchschnitt.
Zugeschrieben werden dem Wanderer Imageattribute wie naturverbunden, natürlich, sportlich, neugierig, entschleunigt und respektvoll. Zudem werden Wanderer als eher individuell reisend und weniger technikaffin gesehen. Werden allerdings Menschen befragt, die selbst nicht wandern, ändert sich die Beurteilung deutlich. Hier werden den Wanderern dann eher Attribute wie langweilig, Abenteuer vermeidend, kulturell uninteressiert, traditionell und nicht nachhaltig stärker zugeschrieben.
Wo glauben die Befragten nun Wanderer am ehesten zu begegnen? Die Deutschen nehmen an, dass Wanderer sehr oft und oft in Mittelgebirgen unterwegs sind (75%), gefolgt von Schutzgebieten wie Nationalparken (62%) und Hochgebirgen (60%). 16% schätzen, dass Wanderer sehr oft und oft vor der eigenen Haustür und damit im Umfeld der Befragten unterwegs sind, und 14% meinen, dass Wanderer sehr oft und oft in Städten unterwegs sind. Interessant ist, dass dem Hochgebirge eine so hohe Relevanz zugeschrieben wird. Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Tourismusforschung zum deutschen Wandermarkt aus dem Jahr 2020 zeigt beispielsweise, dass lediglich rund 33% der Wanderer sehr gerne oder gerne im Hochgebirge wandern, während knapp 65% dies an den Küsten, knapp 55% in den Mittelgebirgen und knapp 49% sehr gerne oder gerne im Flachland wandern.
75% der Befragten haben angegeben, mindestens manchmal zu wandern. 17% wandern sehr oft (mind. 10 Mal/ Jahr), 20% oft (5-9 Mal/ Jahr) und 39% manchmal (1-4 Mal/ Jahr). Von diesen wanderaktiven Personen geben aber nur 28% an, sich selbst als Wanderer zu bezeichnen. Mehrheitlich bezeichnen sich dabei diejenigen als Wanderer, die sehr oft oder oft wandern. Von denen, die sich nicht selbst als Wanderer bezeichnen, wandern 64% nur manchmal, 13% aber auch sehr oft. Als Hauptgründe gegen eine eigene Bezeichnung als Wanderer werden die geringe eigene Wanderhäufigkeit, die Länge der Strecken und die Unregelmäßigkeit des Wanderns gesehen. 16% der Befragten gaben dabei an, sich eher als Spaziergänger zu sehen.
Insgesamt zeigt die Studie, dass der Begriff des Wanderers sowohl von der Sympathie des Begriffs ‘Wanderer’ als auch hinsichtlich der zugeordneten Imageattributen in der Summe positiv besetzt ist. Das bereits in der Studie ‘Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern’ positiv besetzte, moderne Image (BMWI 2010, S. 32) kann somit auch im Jahr 2023 bestätigt werden. Ob ein Wandel des Images stattgefunden hat, vermag die Studie allerdings nicht zu beurteilen, da aufgrund fehlender empirischer Daten aus der Vergangenheit keine Vergleiche möglich und somit keine Veränderungen aufgezeigt werden können. Es spricht allerdings vieles dafür, dass sich die vielfach für einen Imagewandel des Wanderns angeführten Gründe wie ein höherer Stellenwert der Natur sowie eines gesundheits- und bewegungsorientierten Lebensstils, neue Produkte der Ausrüstungsindustrie, Beteiligung jüngerer und aktiver Zielgruppen, Verschmelzung des Wanderns mit anderen Urlaubsmotiven und -aktivitäten oder ein stärkeres Engagement der Akteure im Wandertourismus positiv auf die Beurteilung des Wanderns ausgewirkt haben.